11 Fragen an unseren Organisten

(Foto: Thomas Sosna)

Thomas Sosna                                            geb. 1988 in Tarnowitz,              aufgewachsen in Immenhausen

Kontakt:                                                         Tel. 0561/45 00 48 84                                   Tel. 0173/4 00 39 77                               E-Mail: thomas.andreas.sosna@freenet.de

 

 

11 Fragen – 11 Antworten:

Lieber Thomas, seit wann spielst Du Orgel, wie bist Du zum Orgelspielen gekommen?

Seit meiner Kindheit war ich Messdiener in Immenhausen und blieb auch nach meiner Kommunion weiter diesem Amt treu (im Gegensatz zu den meisten anderen, die man erst wieder zu ihrer Firmung in der Kirche sah).                                                                                  Als ich 14 Jahre alt war, starb unser hervorragender Organist Alfons Ziegler und ich war der einzige Messdiener, der bereits Erfahrungen mit dem Klavierspiel hatte. Somit überredete mich Pfarrer Andreas Schreiner, Alfons Zieglers Nachfolger zu werden (was ich auch bisher nicht bereut habe).

Welches waren Deine bisherigen Organistenstellen?                    

Von 2003 bis 2013 hatte ich meine erste Organistenstelle an der katholischen Kirche       St. Clemens-Maria in Immenhausen, später habe ich auch in den evangelischen Kirchengemeinden in Espenau georgelt. Seit meinem Umzug in 2013 nach Kassel arbeite ich für unsere Erlöserkirchengemeinde.

Wo orgelst Du im Augenblick noch?

Ich begleite neben den regelmäßigen Gottesdiensten in unserer Gemeinde auch  Beerdigungen in Kassel und der Region. Vertretungsweise orgele ich auch in der evangelischen Kirchengemeinde St. Georg in Immenhausen und in den katholischen Kirchengemeinden Herz Mariä und St. Josef in Kassel und der altkatholischen Kirchengemeinde Kassel.

Spielst Du noch ein anderes Instrument?

Über einige Jahre hinweg war ich Geiger beim Universitäts- und Jugendsinfonieorchester Kassel. Im Studium waren Klavier mein Haupt- und Gesang mein Nebenfach.

Verrätst Du uns Deine Hobbies?

Ich interessiere mich für die Musik- und Kulturgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus diesem Grund sammle ich Tonträger (Schellackplatten, Phonographenzylinder) und Filme dieser Zeit, wobei mein Schwerpunkt auf der Zeit von etwa 1923-1933 liegt.                                                                                                               Daneben liegen meine persönlichen Interessen im Bereich Literatur, Kunst, Theater und Politik.

Was gefällt Dir an der Orgel in unserer Erlöserkirche?

Besonders positiv an der Orgel in unserer Erlöserkirche ist auszuführen, dass sie – obwohl “nur” zweimanualig – über ungewöhnlich schöne Klangfarben verfügt. Dank Spielhilfen, wie zwei freien Kombinationsspeichern zusätzlich zur gewöhnlichen Handregistrierung, ist eine hohe klangliche Variation möglich, ohne umständliche Bedienung. Insgesamt ist das Instrument ausgewogen intoniert: Jedes einzelne Register kann sowohl konzertant, aber eben auch im Rahmen eines gewöhnlichen Gottesdienstes eingesetzt werden (im Gegensatz zu vielen anderen Orgeln unserer Region, bei denen manche Register direkt überflüssig erscheinen).                                                                                                        Insgesamt handelt es sich um eine der schönsten Orgeln, auf denen ich bisher spielen durfte.

Spielst Du lieber Lieder aus dem ‘normalen’ Gesangbuch oder dem neuen EG+?

Ganz klar: Aus dem ursprünglichen EG spiele ich lieber.                                                   Meiner Meinung nach wurde bei der Erarbeitung des EG+ ein grundsätzlicher Fehler gemacht: Man nahm viele moderne Lieder in dem Glauben auf, sie wären melodisch/rythmisch  gerade für jüngere Kirchenbesucher ansprechender. Allerdings sind viele dieser Lieder in ihrer Form teils kompliziert (ohne dabei anspruchsvoll zu sein), teils unnötig experimentell. Es ist selbst für gestandene Chor- oder Vom-Blatt-Sänger eine Herausforderung, manche der neuen Lieder auf Anhieb ins Ohr zu bekommen. Somit prophezeie ich, dass die Allermeisten dieser Lieder in 50 Jahren absolut in Vergessenheit geraten sind, während viele traditionelle Kirchenlieder nach wie vor allgemein bekannt sein werden. Natürlich gibt es auch im normalen EG vereinzelt Lieder, welche sich in der liturgischen Praxis als unbrauchbar erwiesen haben, ebenso wie es im EG+ manche Lieder gibt, die wahren Ohrwurmcharakter haben. Nur handelt es sich bei den “schlechten” Kompositionen im EG meiner Erfahrung nach meist um Stücke, die zur Entstehung des Gesangbuchs als “neu” galten (siehe die unsingbare Originalmelodie von “Du kannst nicht tiefer fallen”), genauso wie es sich bei den “guten” im EG+ um sehr traditionell gehaltene Kompositionen handelt, oder Lieder, welche auf vorhandene Volkslied-Melodien gedichtet wurden.

Hast Du ein (kirchliches) Lieblingslied:

Melodisch sprechen mich vor allem die Lieder “O Welt, ich muss dich lassen” oder das katholische Lied “Wir sind nur Gast auf Erden” an. Aber es gibt viele Lieder, die ich immer wieder gerne spiele. Besonders leidenschaftlich sind englische Choräle der Spätromantik komponiert, von denen einige in deutscher Übersetzung in unserem Gesangbuch vorhanden sind. Aber jede Epoche hat ihre musikalischen Höhepunkte.

Was gefällt Dir an unserer Erlöserkirche (Gebäude)?

Die unaufdringlich-schlichte aber gleichzeitig elegante Architektur des Kirchenbaus, sowohl von innen, als auch von außen, gefällt mir sehr gut.

Was gefällt Dir an unserer Gemeinde besonders gut?

Die Vielzahl der musikalischen Projekte, Chöre, Kammerorchester, Blechbläserensemble und regelmäßige Konzerte gefallen mir außerordentlich. Außerdem genieße ich die aufrichtige Freundlichkeit vieler Gemeindemitglieder. Ich fühlte mich vom ersten Augenblick an willkommen und sehr wohl in unserer Gemeinde!

Was Du schon immer mal sagen wolltest:

Wir haben zwar Meinungsfreiheit, aber manche Dinge sollte man doch lieber für sich behalten 😉

Lieber Thomas, vielen Dank für die interessanten Einblicke und Auskünfte! Für die weitere Arbeit in unserer Gemeinde wünschen wir Dir viel Freude und Gottes Segen!

(Interview: Stephan Ringk, Januar 2020)

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