Ökumenischer Pilgerweg

Pilgern heißt:
mit den Füßen beten…

Pilgern 2021

Bei angenehmen Temperaturen ließ es sich gut pilgern. Mit dem Thema „Perlen des Glaubens“ machten sich wieder Pilger auf den Weg, um miteinander zu beten, singen, Texte zu hören und zu schweigen. Der Weg führte von der Erlöserkirche über den Habichtswald zur kath. Kirche von Herz-Mariä. Eine Rast war eingeplant. Herzlichen Dank an das Vorbereitungsteam, das diesen Ökumenische Pilgertag zum 7.Mal organisiert hatte.

Ökumenischer Pilgerweg
“Vertraut den neue Wegen, auf die der Herr uns weist, weil leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt”. Mit diesem Lied begannen wir unseren Pilgerweg. Nachdem wir im letzten Jahr keinen Pilgerweg anbieten konnten, konnten wir dieses Jahr den 7. Ökumenischen Pilgerweg antreten.
“Die Perlen des Glaubens” waren in diesem Jahr unser Thema. Cordula Schmitt hatte für diesen Tag ein Pilgerheft mit Texten und Liedern vorbereitet; Mitglieder beider Kirchengemeinden unterstützten sie bei der Durchführung. Entwickelt wurden die Perlen des Glaubens von einem evangelischen-lutherischen Bischof aus Schweden. Als er 1995 aufgrund eines Sturmes mehrere Tage auf einer griechischen Insel festsaß, kam ihm beim Anblick der Fischer, die mit Perlenketten spielten, die Idee mit den Perlen des Glaubens. Nach seiner Rückkehr nach Schweden begann er, ein Perlenband herzustellen. So kamen die Perlen des Glaubens nach einiger Zeit auch in den deutschsprachigen Raum. Jeder der 18 Perlen wir eine bestimmte Bedeutung zugesprochen. Am Anfang der Perlenkette steht die große goldene Gottesperle, es gibt die Perle der Auferstehung, der Nacht, 3 Geheimnisperlen, 2Perlen der Liebe, der Gelassenheit, die Wüstenperle, die Taufperle und die Ich-perle. Dazwischen haben wir 6 Perlen der Stille und das Band endet mit der Gottesperle.
Beim Eintritt in die Erlöserkirche erhielt jeder Pilger ein Pilgerheft und ein gebasteltes Perlenband. An 5 Stationen wurden einige Perlen etwas näher vorgestellt. In der Erlöserkirche wurden die Perlen der Stille erläutert. Sie laden dazu ein, das, was mich beschäftigt , loszulassen und in meinem Tun inne-zuhalten. Es ist nicht immer leicht, die Gedanken loszulassen. Vielleicht gelingt es für einen kurzen Augenblick und dann ist es ein Geschenk für uns. In der Kirche ist es uns vielleicht für kurze Zeit gelungen. Nach einer Geschichte und dem Lied “Zeit für Ruhe, Zeit für Stille” versammelten wir uns auf dem Vorplatz und gemeinsam gingen wir hinter einem sehr schön geschmückten Pilgerstab durch Nebenstraßen zur 2.Station. Diese trug den Titel “Die ich-Perle”. So, wie ich bin und mit den Gedanken, die ich mitbringe, bin ICH jetzt da mit Füßen, Händen, Atem.. mit meinem ganzen Körper und meiner Seele. Jede und jeder von uns ist kostbar und einzigartig. Dazu passte da sLied “Gott gab uns Atem, damit wir leben, er gab uns Augen daß wir uns sehn usw.
Richtung Habichtswald über den Blindenpfad erreichten wir unsere 3. Station. Die Wüstenperle ist eine sandfarbene Perle. Zeiten der Wüste kennen wir genügend; Überlastung im Beruf, in der Familie, wenn alte Menschen pflegebedürftig werden oder wenn mich der Verlust eines lieben Menschen belastet. In diesen Zeiten ist es wichtig, unsere Sorgen mit ins Gebet zu nehmen und sie vor Gott bringen und uns nicht von ihm zu trennen. In der Wüste wir deutlich, was wichtig und was unwichtig ist. Was brauche ich eigentlich zum Leben und was trägt mich in Wüstenzeiten? In einigen Klöstern werden solche Wüstentage angeboten.
Nach einer Rast von 15 Minuten an der Montessorischule, an der uns ein eingepacktes Brötchen gereicht wurde, ging es langsam bergab zu unserer 4 Station mit der Überschrift „Die Perlen der Liebe“. Zur Liebe gehören immer zwei: ein Ich und ein Du. Die Liebe braucht ein Gegenüber und ein Miteinander. Die Liebe ist noch größer als die Gefühle. “Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. (1. Johannes).
Weiter ging es über Nebenstraßen zur Kirche Herz Mariä, wo wir unseren Weg mit der gelben Gottesperle beenden; mit dieser Perle haben wir auch unseren Pilgerweg begonnen. Wenn du die Gottesperle in die Hand nimmst, denke darüber nach, wer Dein Leben zusammenhält. In der Bibel heißt es “ich bin das A und O, der Anfang und das Ende”. Ich weiß jetzt, dass ich nicht allein bin auf meinem Weg. Gott ist immer für mich da. Nach einer kurzen Rückschau von Cordula Schmitt kann jede und jeder ein Teelicht anzünden oder ein Kieselstein auf den Altar legen mit einem stillen oder auch ausgesprochenen Gedanken. Nach einem gemeinsamen Vater Unser und einem Segen gingen alle wieder nach Hause.
Es war für mich ein interessanter Pilgerweg mit guter Beteiligung und auch sehr gutem Wetter. An jeder Station hat uns ein Gitarrenspieler beim Singen begleitet. Herzlichen Dank. Schweigezeiten, in denen man die Impulse verarbeiten konnte, die Ruhe genießen, aber auch die Zeiten, in denen man sich mit anderen Wegbegleitern unterhalten konnte.
Es wäre toll, im Jahr 2022 wieder einen Pigerweg zu gehen!
Renate Bolde

 

Artikel aus Gemeindebrief 11/2016 über Pilgern – bitte hier klicken:

„Pilgern heißt: mit den Füßen beten!“ Diese ebenso anrührende wie auch einprägsame Bedeutung des Pilgerns stellte die Hauptinitiatorin Cordula Schmitt im Rahmen ihrer Begrüßungsworte dem dritten Ökumenischen Pilgertag in Harles-hausen voran. Und wenn man mit den Füßen bete, sollte man sich auch von nichts ablenken lassen, auch von vermeintlich unentbehrlichen Handys nicht, die es bitteschön abzuschalten gelte. So lautete eine der wenigen Vorgaben, die Frau Schmitt mit freundlichem Ton zur mentalen Einstimmung an die Pilgerschar richtete. Wie auch im letzten Jahr fand das gemeinsame Pilgern an einem Septemberwochenende statt. Sammel- und Ausgangspunkt war dieses Mal die katholische Kirche Herz Mariae, wo sich trotz des massiv einsetzenden Dauerregens ca. 25 Pilgerbegeisterte einfanden. Der von der Wettervorhersage für Kassel angesagte „leichte Regen“ war eine „leichte“ Untertreibung, wie sich während der ca. 3-stündigen Pilgerwanderung herausstellen sollte!
Der Pilgerweg umfasste wie auch im letzten Jahr insgesamt fünf Stationen, an denen Texte verlesen, Lieder gesungen und meditative Impulse für diejenigen Wegstrecken gegeben wurden, auf denen geschwiegen werden sollte. Wiederum führte der Pilgerweg durch Harleshausen, hauptsächlich aber durch den Habichtswald. Angeführt wurde die Pilgerschar wieder von sich abwech-selnden Trägerinnen des symbolträchtigen, herbstlich geschmückten Pilgerstabes; abgeschlossen wurde sie durch einen weniger symbol-trächtigen, dafür aber umso auffälligeren Warnwestenträger, nach dem bis zum Schluss händeringend gesucht wurde, um den Anforderungen des Ordnungsamtes zu genügen. Die sonderbare Stimmung des Übergangs zwischen Spätsommer und Frühherbst war sicht- und erfahrbar: die beginnende Verfärbung des Waldes sowie erstes, raschelndes Herbstlaub unter den Füßen. Auch die ersten rotbraun glänzenden Kastanien lagen auf dem Boden und wurden von einigen Pilgern rasch als „Schmeichelsteine“ in die Taschen gesteckt. Ständig begleitet wurden die Schweigephasen durch das Rauschen des Regens, das an die verrinnende Zeit erinnerte und wiederum in besonderer Weise an den eingangs verlesenen Text: Alles hat seine Zeit … anschloss. Nicht störend war dieser Regen, sondern sich in besonderer Weise einfügend – in das Schweigen – in das Beten mit den Füßen … Ausgesprochen wohltuend empfanden dies alle Beteiligten: einfach nur neben- oder hintereinander zu gehen, zu schweigen und einmal nicht kommunikativ sein zu müssen! Zugegebenermaßen waren wir dann doch alle froh, als wir uns mal in eine überdachte Rundhütte der Montessori-Schule flüchten konnten und das Fladenbrot, das an dieser Station gereicht wurde, im Trockenen verzehren konnten. Bernd Schaller, der uns auch in diesem Jahr wieder dankenswerterweise auf seiner Gitarre begleitete, konnte an dieser Station „überdacht“ in die Saiten greifen; ansonsten bewegten wir uns überwiegend „beschirmt“ – wie das eingefügte Bild zeigt – auf unserem Pilgerweg durch den „Harleshäuser Regenwald“.
Da der Ausgangspunkt der diesjährigen Pilgerwanderung, wie bereits erwähnt, die katholische Kirche Herz Mariae war, wurde in der evangelischen Erlöserkirche, der ökumenischen „Geschwisterkirche“, der Schlusspunkt gesetzt. Die in beiden Gotteshäusern gesungenen Lieder wurden von Frau Dr. Frömel an der Orgel stimmungsvoll begleitet. Ihr sei an dieser Stelle für ihren „doppelten Einsatz“ besonders herzlich gedankt.
Die Pilgerinnen und Pilger nutzten sodann die Gelegenheit, ihre Fürbitten bzw. ihre Gedanken, die sie sich mit den Füßen „erpilgert“ hatten, vorzubringen und mit dem Entzünden eines Teelichts sichtbaren Ausdruck zu verleihen. Pfarrer Rohde sprach den abschließenden Segen.
Alle Anwesenden hofften, dass der schließlich von Pfarrer Rohde mit dem abschließenden Segen gesetzte Schlusspunkt gleichzeitig ein Doppelpunkt und Ausrufezeichen für eine vergleichbare Veranstaltung im nächsten Jahr werden würde: für das Ökumenische Pilgern der beiden Gemeinden 2017.

Ute Kilian-Möller

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